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Ende der Diskussion

29. Mai 2014

Manche Diskussionen erübrigen sich dank der neuen Medien. Da steht zum Beispiel eine Gruppe Leute beisammen und fragt sich, wie schwer wohl ein Feldhase sei. Die Meinungen reichen von zwei Kilo bis zu zwanzig Kilo. Da dauert es nicht lange bis eine Person ihr Tipp- und Wischding aus der Tasche zieht und „Feldhase“ suchmaschint. „Na bitte!“, sagt sie dann, „Feldhase. 35 Kilo!“ (Gesuchmaschinten Informationen sollte man nur bedingt vertrauen)
Völlig unnötig wäre heute jene stundenlage Diskussion, die ich in der Prä-Suchmaschinenzeit in einer Gaststätte in Baden bei Wien mitverfolgen durfte. Am Nebentisch war eine hitzige Debatte entbrannt, wie viel Liter Wasser in eine Badewanne passen. Erschwert wurde die Diskussion dadurch, dass da ein Mann dabei war, der kategorisch keine andere Sichtweise als die seine durchgehen lies, und die lautete „100 Liter, Ende der Diskussion“. Nach einer Weile des Feilschens neigte sich die Diskussion in Richtung der Fragen: mit oder ohne wem in der Wanne drin, randvoll oder so voll, wie man sie üblicherweise für ein Bad füllt? Es folgte eine weitere Runde Bier und die Diskussion nahm an Intensität zu. Der Kategorische wurde noch kategorischer und auch die anderen Gesprächsteilnehmer beharrten auf ihren Einschätzungen, die zwischen 60 und 200 Liter rangierten. Es flogen Sätze wie „Bist deppat? Bei sechzg Lita do passt jo ned amoi a Zniachtl eini!“ Schließlich kam die Gruppe auf die glorreiche Idee, einen Installateur anzurufen. (Nicht mit dem Handy. Es war auch die Prä-Handyzeit. Dafür hatte der Wirt ein Münztelefon.) Es dauerte eine Weile, bis der Installateur die Frage verstand und beantworten konnte. Die Antwort lautete 150 Liter. „I hob’s jo gsogt!“, rief einer 150 Lita, des san fufzehn Kübin und in an Kübi gengan zehn Lita.“ „Bist deppat? In an Kübi gegangen grod amoi fünf Lita eini!“ Nachdem die Kübelfrage geklärt war und noch ein paar Bier die Runde gemacht hatten, ging es wieder um die Badewanne. Die Frage lautete: 150 Liter mit wem in der Wanne drin oder ohne, weil der, der den Installateur angerufen hatte, vergessen hatte zu fragen.
Falls Sie jetzt die Frage mithilfe der Suchmaschine meines Misstrauens zu beantworten versuchen, werden Sie sehen, dass viele Angaben unterschiedlichster Größenordnung herauskommen. Wohl deshalb, um die Tipp- und Wischdingbesitzer nicht um ihre schönen Diskussionen zu bringen.

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