Der Spruch „Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen“ trifft auf mich voll und ganz zu – allerdings auf eine andere Weise als es gemeinhin gemeint ist.
Ich bin ja bekennender Mehrmalserzähler von Geschichten, die ich erzählenswert finde. Dabei passiert es mir immer wieder, dass ich wem ein- und dieselbe Geschichte schon zum zweiten, dritten oder wasweißichvieltem Mal erzähle. Je nach Gemüt des Gegenübers reagiert er oder sie dann mit freundschaftlichem Verständnis oder mit schnippischen und demütigenden Blosstellworten – mit allen Abstufungen dazwischen. In manchen Bekanntschaftskreisen wage ich schon gar nicht mehr, Geschichten zu erzählen, die älter als zwei Tage sind.
Und hier kommt der Reise-tut-Spruch ins Spiel: Auf Reisen lerne ich viele neue Leute kennen. Leute, die keine meiner Geschichten kennen. Und wenn ich dann eine erzähle, kann ich mir sicher sein, dass mich keiner schnippisch daran erinnert, dass ich das schon erzählt habe.
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Auf Reisen kann man was erzählen
16. August 2014Auf und da Goaß noch
19. Juni 2014In meiner längst vergangenen Jugend machte ich einmal den Fehler, dass ich meinem Freundeskreis kund tat, dass mir der Spruch „Auf und da Goaß noch“ auf die Nerven gehe, woraufhin ich regelmäßig mit eben diesem Spruch begrüßt wurde. Vielleicht wiederhole ich den Fehler jetzt auf meine alten Tage, wenn ich Ihnen mitteile, dass ich den Spruch „… wie das auf Neudeutsch heißt“ nicht verputzen kann. Jeder darf doch so reden wie er will und dazu die Ausdrücke verwenden, die er passend findet. Wenn einer keine Anglizismen oder Pifkizismen oder neue Wörter mag, soll der sie halt weglassen. Aber sie trotzdem zu verwenden, um sie gleich darauf mit „… wie das auf Neudeutsch heißt“ abzuschwächen ist Unfug.
Bei der Gelegenheit bitte ich Sie auch, den Spruch „… gegen den Strich bürsten“ und das Wort „lecker“ in meiner Gegenwart zu vermeiden. Aber nur wenn’s leicht geht.
Einmal mehr: Die Boshaftigkeit der Fliegen oder The Show can’t go on
11. Juni 2014Das eherne Gesetz „The Show must go on“ gilt nicht nur während eines Konzertes. Da kann einem beim Geigenspielen ein Körnchen Kolophonium an die Nasenspitze geraten und furchtbar jucken: das Lied muss trotzdem zu Ende gespielt werden, würde man sich auch noch so gerne kratzen. Dieses Gesetz gilt auch daheim, wenn ich im stillen Kämmerlein (zumindest still, bis ich zum Geigenspielen anhebe) für mich alleine spiele. Nun gibt es allerdings Bösewesen, die mir das Fertigspielen unmöglich machen. Über die Boshaftigkeit der Fliegen habe ich des öfteren wortgespendet. Und ich habe das starke Gefühl, dass ich es sogar mit außerordentlich boshaften Fliegen zu tun habe. So eine versteckt sich irgendwo im dem Durcheinander, das in meinem Zimmer herrscht. Kaum beginne ich Geige zu spielen kommt sie aus ihren Versteck heraus geschossen und kriecht über meine Finger, über den Geigenbogen, fliegt dann an meine Nase – kurzum: sie macht mir das Weiterspielen unmöglich. Jetzt lege ich die Geige in ihren Koffer und hole den Fliegenpracker. Aber die Fliege hat sich bereits wieder in ihrem Versteck verschanzt. Ich greife wieder zur Geige, nehme den Bogen in die Hand und kaum erklingt der erst Ton ist – schwuppdiwups – die Fliege wieder zur Stelle und absolviert ihr Lästigkeitsprogramm. Ich lege Geige und Bogen behutsam ab und greife zum Pracker. Da setzt sich die Fliege kurz auf die Geige, um – zack! – wieder in ihr Versteck zu fliegen. Dieses Spiel geht nun eine Weile so weiter. Eigentlich wollte ich meiner Geige ja wohlklingende Töne entlocken, die einfach und gelassen im Rhythmus grooven. In der Zwischenzeit bin ich aber schon so verärgert, dass ich schon mehr eine verzerrte, voll aufgedrehte Elektrogitarre bräuchte, um meinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Aber da ist es schon 20 Uhr. Die Uhrzeit, zu der ich, um meine Nachbarn zu schonen, die Geige wieder wegpacke. Das ist die Zeit, zu der die Fliege auch schon nach Hause fliegt, um im Kreise ihrer Familie damit anzugeben, dass sie mich wieder einmal einen ganzen Abend am Geigespielen gehindert hat.
Ende der Diskussion
29. Mai 2014Manche Diskussionen erübrigen sich dank der neuen Medien. Da steht zum Beispiel eine Gruppe Leute beisammen und fragt sich, wie schwer wohl ein Feldhase sei. Die Meinungen reichen von zwei Kilo bis zu zwanzig Kilo. Da dauert es nicht lange bis eine Person ihr Tipp- und Wischding aus der Tasche zieht und „Feldhase“ suchmaschint. „Na bitte!“, sagt sie dann, „Feldhase. 35 Kilo!“ (Gesuchmaschinten Informationen sollte man nur bedingt vertrauen)
Völlig unnötig wäre heute jene stundenlage Diskussion, die ich in der Prä-Suchmaschinenzeit in einer Gaststätte in Baden bei Wien mitverfolgen durfte. Am Nebentisch war eine hitzige Debatte entbrannt, wie viel Liter Wasser in eine Badewanne passen. Erschwert wurde die Diskussion dadurch, dass da ein Mann dabei war, der kategorisch keine andere Sichtweise als die seine durchgehen lies, und die lautete „100 Liter, Ende der Diskussion“. Nach einer Weile des Feilschens neigte sich die Diskussion in Richtung der Fragen: mit oder ohne wem in der Wanne drin, randvoll oder so voll, wie man sie üblicherweise für ein Bad füllt? Es folgte eine weitere Runde Bier und die Diskussion nahm an Intensität zu. Der Kategorische wurde noch kategorischer und auch die anderen Gesprächsteilnehmer beharrten auf ihren Einschätzungen, die zwischen 60 und 200 Liter rangierten. Es flogen Sätze wie „Bist deppat? Bei sechzg Lita do passt jo ned amoi a Zniachtl eini!“ Schließlich kam die Gruppe auf die glorreiche Idee, einen Installateur anzurufen. (Nicht mit dem Handy. Es war auch die Prä-Handyzeit. Dafür hatte der Wirt ein Münztelefon.) Es dauerte eine Weile, bis der Installateur die Frage verstand und beantworten konnte. Die Antwort lautete 150 Liter. „I hob’s jo gsogt!“, rief einer 150 Lita, des san fufzehn Kübin und in an Kübi gengan zehn Lita.“ „Bist deppat? In an Kübi gegangen grod amoi fünf Lita eini!“ Nachdem die Kübelfrage geklärt war und noch ein paar Bier die Runde gemacht hatten, ging es wieder um die Badewanne. Die Frage lautete: 150 Liter mit wem in der Wanne drin oder ohne, weil der, der den Installateur angerufen hatte, vergessen hatte zu fragen.
Falls Sie jetzt die Frage mithilfe der Suchmaschine meines Misstrauens zu beantworten versuchen, werden Sie sehen, dass viele Angaben unterschiedlichster Größenordnung herauskommen. Wohl deshalb, um die Tipp- und Wischdingbesitzer nicht um ihre schönen Diskussionen zu bringen.
Grauenhafte Bahnhofsstimme
11. Mai 2014Ich gehöre nicht der Generation „Fun Petition“ an. Also jener Generation, die mittels Petitionen Konzerne dahingehend in die Knie zwingen, dass sie die Wiedereinführung eines Produkts – etwa einer Speiseeissorte – erstreiten, sprich die Konzerne zwingen, ihnen was zu verkaufen. Gehörte ich dieser Generation an, würde ich mich an die ÖBB wenden und die Wiedereinführung der Lautsprecherdurchsagen von Chris Lohner zu fordern. Oder meinetwegen einer anderen sympathischen Stimme. Derzeit werden die Bahnsteige – zumindest in St. Valentin – von einer grauenhaften elektronischen Stimme beschallt, die in mir Widerwillen erzeugt.
Also: Falls sich jemand der Generation „Fun Petition“ meiner derbarmt, dann möge er oder sie bitte eine Petition organisieren und mir dann mitteilen, wo ich das entsprechende Kasterl anklicken darf.
Für Geld habe ich keine gute Hand
19. März 2014Wenn ich Ihnen jetzt erzähle, dass ich fürs Geld keine gute Hand habe, dann glauben Sie vielleicht, ich könne nicht gut wirtschaften und würde mein Geld schneller verplempern als verdienen. Aber genau das ist eben nicht der Fall.
Wenn ich sage, dass ich für Geld keine gute Hand habe, dann meine ich das wörtlich. Zum Beispiel an der Supermarktkasse. Die Kassadamen haben eine gute Hand fürs Geld und geben mir schwuppsdiwups das Wechselgeld samt Kassabon in die Hand. Meine Aufgabe wäre es jetzt, das Wechselgeld schnell in meine Geldtasche zu stecken und hurtig dem nächsten Kunden Platz machen. Immerhin hat die Kassierin eine Uhr in ihrer Kassa eingebaut, die die Zeit misst, die sie fürs Kassieren braucht. Und ich koste ihr jedes Mal wertvolle Sekunden, da sich das Papiergeld in meiner Hand windet und krümmt und nicht und nicht in die Geldtasche will und die Münzen, die ich in der Geldtasche hatte, beim Aufklappen zu Boden boingeln. Manchmal fallen dann auch noch Fahrscheine, der Pizzapass, der Fleischpass und anderes Zeug aus meiner Geldtasche auf den Boden Schließlich bampfe ich das Geld halt irgendwie hinein – woraufhin es beim nächsten Zücken eines Geldscheines wieder klumpenweise herausquillt.
Eine besonders schlechte Hand habe ich für ganz neue Geldscheine. Die sind so glatt, dass mein Daumen immer drüber rutscht, wenn ich ein paar Scheine auf den Tisch zählen will. Ich habe mir jetzt angewöhnt neue Geldscheine zuerst zu zerknüllen und dann wieder glatt zu streichen, bevor ich sie in meine Geldtasche stecke.
Gemüse-Risotto
28. Oktober 2013Folgendes Gespräch hörte ich in einer Wohnsiedlung in einer oberösterreichischen Gemeinde. Ein Kind stand im Garten, die Oma schaute aus dem Fenster im ersten Stock. Gesehen habe ich die beiden allerdings nicht, da mir ein Gebüschzaun die Sicht nahm. Es war ein Sonntagvormittag.
Kind: Du Oma, die Mama möchte wissen, ob du mit uns essen willst. Es gibt Gemüse-Risotto.
Oma (ohne Begeisterung): Gemüse-Risotto.
Kind: Ja, und die Mama möchte wissen, ob du mit uns essen willst.
Oma: Gemüse-Risotto. Eigentlich wollte ich mir Lammkoteletts machen.
Kind: Es gibt Gemüse-Risotto.
Oma: Gemüse-Risotto. Dann kriege ich halt keine Lammkoteletts.
Kind (schweigt)
Oma (angewidert): Gemüse-Risotto.
Ruft noch ein Schwein an?
20. September 2013Jetzt frage ich mich gerade, ob es wohl noch irgendwo auf der Welt einen Anrufbeantworter gibt, wo man „Kein Schwein ruft mich an“ hört, wenn man anruft?
Tierschutzgrinsen
1. September 2013Vielleicht kennen Sie die Geschichte der Grinsekatze im Buch „Alice im Wunderland“. Diese hat die Fähigkeit, unsichtbar zu werden während nur noch das Grinsen sichtbar bleibt. Den gegenteiligen Effekt sieht man bisweilen in belebten Fußgängerzonen oder auf Gehsteigen. Da geht man so vor sich hin und bekommt das Gefühl, dass einen aus der entgegenkommenden Menschengruppe heraus ein Grinsen angrinst. Schließlich bildet sich rund um das Grinsen die Kontur des Menschen, der da so grinst. Und wenn man dann so nahe ist, dass es fürs Ausweichen schon zu spät ist, erkennt man: Nicht ein Bekannter ist es, der darüber grinst, dass er einen schon von weitem erkannt hat sondern ein Tierschutzkeiler. Oder ein Kinderschutzkeiler.
Diese haben alle den selben Tierschutzkeilergrinser aufgesetzt, wenn sie einem Opfer mit sanfter Gewalt den Weg versperren. Darauf kommt die Frage „Hast du fünf Minuten Zeit für den Tierschutz?“ Auch wenn manche der Organisationen, die da um Mitgliedschaften werben, sehr wichtig sind, gehen mir diese Grinsekeiler ziemlich auf die Nerven. Ich bin selbst zahlendes Mitglied gleich mehrerer solcher Organisationen und bin allen freiwillig beigetreten. Allerdings habe ich keine Lust, jedes Mal aufs Neue zu erklären, dass ich eh schon Mitglied bin und versuche deshalb Grinsekeilern großräumig auszuweichen. Vor kurzem war ich kurz unkonzentriert und – schwupps – schon war ich von einem Kinderschutzgrinsekeiler eingefangen, der mich fragte, ob ich fünf Minuten Zeit für den Kinderschutz habe. „Ich antwortete: ‚Nein, ich hasse Kinder!’“ Und damit jetzt ja kein Irrtum aufkommt: Ich hasse Kinder überhaupt nicht und sagte es nur, um dem Keiler zu entkommen. Dieser ließ mich mit den Worten „Das ist aber traurig!“ meines Weges ziehen.
Manchmal sieht man die Grinsekeiler auch im Rudel jagen. Da zwingen zwei, drei Grinser das Opfer, einen Umweg zu machen, um dann direkt in die Arme eines vierten zu laufen.
Und das ist wieder der positive Effekt der Grinsekeiler: Wenn man von einem Straßencafé aus das bunte Treiben – im wahrsten Sinne des Wortes – beobachtet, bekommt man wunderbares Straßentheater geboten.
Supermarktschlangestehen
31. August 2013Es gibt Leute, die die untrügliche Gabe haben, sich bei Supermarktkassen genau in jener Schlange anzustellen, in der es am längsten dauert. Ich darf freimütig bekennen, dass ich einer dieser Sorte bin. Dass ich damit nicht allein bin, zeigte sich am Wiener Westbahnhof beim Merkur. Vor mir in der Schlange stand nur eine Person, die zwei Wurstsemmeln aufs Band gelegt hatte. Allerdings musste die Kassiererin vor dem Weiterkassieren noch eine Reklamation bearbeiten. Zwei Frauen hatten zwei Forellen gekauft, diese waren offenbar verbilligt – aber die Scannerkasse hatte den vollen Preis berechnet. Nun wurde der Filialleiter herbei gebeten. Gemeinsam mit der Kassiererin tippte er immer wieder irgendwas in die Kasse ein, überprüfte lange den Bon, den die Kasse ausspuckte, tippte wieder etwas ein, rechnete wieder nach. Kompliziert wurde die Rechnung dadurch, dass eine der Kundinnen ein „friend of merkur“ war. Um es kurz zu machen: Es dauerte wirklich lange.
Da wandte sich die junge Frau, die hinter mir angestellt war, an mich: „Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen“, sagte sie, „Das ist meine Schuld. Immer, wenn ich vor einer Kasse angestellt bin, passiert so etwas.“