Archive for Januar 2013

Sauberes Geschirr im Dreivierteltakt

23. Januar 2013

Aufmerksamen Geistern ist sicher schon aufgefallen, dass viele meiner Wortspenden von Geräuschen handeln. Das ist leicht erklärt:
Wirklich still ist es ja nie, denn selbst in absolut geräuschlosen Situationen sagt mein Tinnitus: „Keine Angst, ich bin ja auch noch da!“ Daher wende ich meine Aufmerksamkeit lieber Geräuschen zu, die außerhalb meines Kopfes ertönen. Zum Beispiel zu den Geräuschen, die mein Geschirrspüler macht. Diese variieren je nach Art des Geschirrs, das gerade gewaschen wird. Wenn man genau hinhorcht, entdeckt man, dass das Geräusch aus mehreren Teilgeräuschen zusammen gesetzt ist: ein bisschen Pritscheln, ein bisschen Schaben und dann das „radalank, radalank, radalank“ des Geschirrs, das im Wasserstrahl wackelt. Da sich der Wasserstrahlarm gleichmäßig dreht, entsteht ein Rhythmus.
Einmal klopfte ich den Takt zu dem Geräusch mit und stellte fest, dass das Geschirr diesmal im Dreivierteltakt klapperte. Es klang wie „ri-dank-dank, ri-dank-dank“.
Sie sehen schon, um Ihnen diese Geräusche zu schildern, muss ich mich auf die Buchstaben beschränken, die unser Alphabet hergibt. Manchmal klingen die Geräusche sogar wie richtige Wörter.
Und das bringt uns jetzt in die Vergangenheit: Anfang der 80er-Jahre arbeitete ich bei der Müllabfuhr. Der Müllabfuhrwagen war ein alter Steyr-Lastwagen. Wenn wir zur Müllkippe fuhren, um den Müllabfuhrwagen zu entleeren, durften wir, die sonst hinten auf den Trittbrettern standen, in der Fahrerkabine mitfahren,  Und wenn es regnete, war ich sehr fasziniert von den Geräuschen, die die Scheibenwischer machten. Denn es klang nach „Neuzeit-Krawallzeit, Neuzeit-Krawallzeit, …“ mit Betonung auf „-wall-“.
Und jetzt wieder zurück zum Geschirrspüler: Einmal plapperte er sogar auf Englisch. Er machte „freedom-I-want, freedom-I-want, …“ mit genau dieser Satzstellung.

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Solo-Flashmob

22. Januar 2013

Folgendes trug sich am Bahnhof von St. Valentin zu: Ein Mann in tadellosem Businessanzug und mit einer eleganten Aktentasche betrat den Bahnsteig eins. Er stellte die Aktentasche ab, machte ein paar Liegestütze, klopfte danach die Hose leicht ab, nahm die Tasche und ging weiter seiner Wege. Ich beobachte dieses Treiben vom gegenüberliegenden Bahnsteig aus und fragte mich, ob das jetzt wohl ein Flashmob war. Kann eine Person allein einen Flashmob abhalten? Vielleicht hatte der Mann ja auch zu einem Flashmob aufgerufen aber frei nach dem Motto „Stell dir vor es ist Flashmob und keiner geht hin“ kam niemand.