Archive for Dezember 2011

Ich heiße nicht Robert und schon gar nicht Bob

23. Dezember 2011

Da soll man keine „Gedanken“ kriegen: Ich schreibe einen kritischen Artikel über Bob – und wie ich auf „Publizieren“ gehe, kappt Bob die Internet-Verbindung. Mal sehen, ob ich den Artikel aus dem Gedächtnis noch mal hinkriege. Diesmal aber gibt es eine Sicherungskopie.

Also:

Wenn mich jemand mit dem falschen Namen anspricht oder vorstellt, dann kommt meist Robert. Würde ich Robert heißen und mich Bob nennen, dann würde ich mich bei der gleichnamigen Internetdingsbumsgesellschaft beschweren, dass sie meinen Namen derart beschmutzt. Denn so sehr ich für eine Entschleunigung unserer hyperaktivohektischen Gesellschaft bin: sooo langsam wie Gigabob müsste es auch wieder nicht sein. Trotz drei Stricherl HSDPA braucht Gigabob bei mir gestoppte zwölf Minuten, um eine 2.30 Minunten langes Youtube-Video zu laden; oder aber das Video stoppt alle paar Sekunden und braucht dann ein paar Minuten, um die nächsten paar Sekunden aufzuladen. Ärgere ich mich darüber und fahre den Computer herunter, kommt wie zu Hohn das nervtötende „bobobobob!“ aus dem Lautsprecher.

Schreibe ich dann an Bob und schildere mein Problem, dann kommt „ … wir bedauern die Herausforderungen!“ Stimmt: In Wirtschaftssprech darf man nicht von Problemen reden sondern muss sie „Herausforderungen“ nennen – insbesondere, wenn einen die Herausforderungen nicht dazu herausfordern, etwas zu unternehmen. Statt dessen fordert mich Bob dazu auf, eine teure Mehrwertnummer zu wählen. Ich schätze meine Herausforderung wird darin bestehen müssen, mir eine bessere Internetdingbumsgesellschaft zu suchen. Vielleicht gibt es eine, die Norbert heißt

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Der Bus fällt nicht auseinander

20. Dezember 2011

Noch so eine Geschichte, die ich Ihnen viel zu lange vorenthalten habe. Sie trug sich während meines Sommerurlaubs in Kleinarl zu. Für eine Wanderung wollte ich mit dem Postbus von Kleinarl zur Haltestelle „Feuersang“ – von der ich nicht wusste, wie sie aussieht – fahren. Nach kurzer Fahrt erschien auf dem Display im Bus „Feuersang – Bus hält“. Da der Bus aber nirgends stehen blieb und schon weitere Haltestellen mit dem Vermerk „Bus hält“ auf dem Display erschienen, fragte ich den Busfahrer, wann wir denn zur Haltestelle „Feuersang“ kämen. „Da sind wir aber schon längst vorbei gefahren“, erklärte er ungläubig ob so großer Einfalt, zu glauben „Bus hält“ bedeutet, dass er auch stehen bleibt. Meine Theorie: „Bus hält“ heißt, dass er nicht auseinander fällt und zumindest bis zur Endstation hält. Aber um den Busfahrer zum Anhalten zu bewegen, muss man wohl den Kleinarler Postillionsjodler erschallen lassen.

Meine schönste Unterhose

14. Dezember 2011

Gern habe ich mich über die Frau lustig gemacht, die mir erzählte, sie trage immer schöne Unterhosen für den Fall, dass ihr was passiert. Dann soll sie der Arzt nicht in einer verwaschenen abgetragenen Unterhose sehen.
Eine andere Frau erzählte mir, dass sie immer kecke edle Unterwäsche trage. Auch wenn man diese nicht sieht, so bereitet es ihr doch ein Vergnügen, zu wissen, dass sie so eine Unterwäsche anhat.
Ich erklärte ihr, dass bei mir genau das Gegenteil der Fall ist: Wenn ich zu einem Anzug-mit-Krawatten-Termin gehe, dann trage ich gern verwaschene und zerschlissene Unterwäsche (und natürlich sauberere – nicht, dass Sie glauben!). Mir bereitet es dann Vergnügen, zu wissen, dass ich nur äußerlich so elegant daher komme.

Und dann geschah das: Mir wurde eines Abends von einer Sekunde auf die andere derart schwindlig, dass ich von der Arbeit direkt ins Krankenhaus gerotkreuzt wurde, wo man mich gleich für eine Nacht behielt. Als Nachtkleidung bekam ich ein Nachthemd, das sehr kurz und mehr ein Nachthemdchen war. Und obwohl es der feschen Nachtschwester wahrscheinlich egal war, war ich dann doch froh, dass ich an dem Tag zufällig meine schönste Unterhose anhatte. Am Tag zuvor hatte ich meine zerschlissenste getragen.

Nussschalenkipferl

9. Dezember 2011

Das war eine meiner größten Fehlentscheidungen: Ich war in der Hauptschule Seitenstetten zu Gast und die Direktorin bot mir eine Topfengolatsche und ein Nusskipferl an. Ich wählte das Nusskipferl.
Bereits beim ersten Abbeißen macht es „Kracks!“ und ich hatte mir schmerzhafterweise an etwas Hartem im Kipferl – vermutlich einer Nussschale – einen großen Teil eines Zahns ausgebissen. Der Zahnarzt meines Vertrauens gab mir gleich einen Behandlungstermin und nach der zweiten Behandlung empfahl er mir, eine Krone einbauen zu lassen. Diese würde aber 700 Euro kosten.
Am nächsten Tag schickte ich ein Mail an die Konditorei Schadauer, von der das Nussschalenkipferl stammte, schilderte meinen Fall und fragte an, ob die Konditorei die 700 Euro übernehmen wolle. Da ich keine Antwort bekam, rief ich den Chef der Konditorei an. Er meinte, er habe das Mail zwar an die Versicherung weiter geleitet, aber ich solle mir keine Hoffnung machen. „Schließlich kann man auch nicht den Installateur [sic!] verklagen, wenn ein Ziegel vom Dach fällt“, dozierte er und wenn ein Zahn kaputt sei, dann sei er halt kaputt. Und es sei ganz normal, dass sich in Nusskipferl auch Nussschalen befinden, denn die könne man halt nicht herauskletzeln. Und er habe auch schlechte Zähne und 700 Euro könne er sich nicht leisten. Er fand auch keine Worte, sich auch nur pro forma zu entschuldigen oder kam auf die Idee, mir als symbolische Entschädigung eine Buttersemmel zu spendieren.

Hätte ich statt des Nussschalenkipferls die Topfengolatsche gewählt, wäre mir all das erspart geblieben. Aber wer weiß, was man alles „normalerweise“ im Topfen vorfinden würde. Das tropfenförmige Etwas, das beim Bleigießen im vorigen Jahr entstand und dann auf einmal nicht mehr zu finden war? Das Gebiss der Oma, die sich sicher war, dass sie es irgendwo in der Backstube hingelegt hat? Die Dose mit der Hämorrhodien-Salbe, die der Chefbäcker gerade noch in der Hand hatte? Die Trillerpfeife des Juniors, an der er sich fast verschluckt hätte, hätte ihm nicht der Bäckerlehrling beherzt auf den Rücken geschlagen, woraufhin dem Junior die Pfeife aus dem Mund irgendwohin flog? Die Nachbarskatze, die gern in der Backstube herum strich und eines Tages nicht mehr nach Hause kam? Ich werde es nie erfahren.

Unwort des Jahres

9. Dezember 2011

Ich glaube, die Damen und Herren, die „Töchtersöhne“ als Unwort des Jahres 2011 gewählt haben, haben nicht gut aufgepasst. Sonst hätte sich ihnen – wie mir – das Wort „Schuldenbremse“ aufgedrängt. Selten habe ich ein derart sinnleeres Wort gehört, das derart viel Staub aufwirbelte und von so vielen Leuten mit Wortspenden bedacht wurde.