Wenn man Eltern kleiner Kinder ärgern will, dann schenke man den Kindern Plastiktröten, die möglichst lauten und penetranten Lärm erzeugen. Dann kann man sich sicher sein, dass die Kinder ein paar Tage lang laut trötend durch das Haus toben, während man als guter Onkel zuhause in alle Ruhe Haydns 21. Symphonie horcht und nur hin und wieder boshaft kichert.
Meine Abscheu vor Fußball sitzt tief. Das werden alle Leute, die mich kennen, bestätigen. Das rührt nicht daher, dass mich meine Schulkollegen nicht mitspielen ließen, wie Kollege Hannes Fehringer vermutet, sondern ganz im Gegenteil: es rührt daher, dass sie mich zwangen mitzuspielen.
Jeder Mensch, mag er ein noch so großer Fußballverweigerer sein, kommt nicht umhin, ein paar Dinge der derzeit laufenden Männerfußball-WM mitzubekommen. Zum Beispiel weiß ich mittlerweile – dank der Erläuterungen von Hannes Fehringer – was eine Vuvuzela ist.
Am Ende jeden Jahres werden Wort und Unwort des Jahres gekürt. Für 2010 ist „Vuvuzela“ neben „Aschenwolke“ und „Bohrloch“ ein heißer Tipp.
Und damit sind wir wieder bei den penetranten Tröten. Ich schaue nie Fußball. Deshalb stören mich die Vuvuzelas genauso wenig wie die Tröten der kleinen Kinder im Haus ihrer Eltern, während ich zu Hause sitze. Aber: So störend, wie die Vuvuzelas auf das Fußballpublikum vor dem Fernseher wirken, so störend finde ich die Allgegenwart des Fußballs. Der Fußball an sich ist sozusagen, die Vuvuzela für mich.
Archive for Juni 2010
Selbst ich weiß jetzt, was eine Vuvuzela ist
29. Juni 2010Führungsqualität
3. Juni 2010Beim Autofahren zeige ich Führungsqualität: Oft sieht man mich eine Wagenkolonne anführen. Zum Beispiel als ich dieser Tage durchs Mühlviertel ins Waldviertel und wieder zurück fuhr. Das ist eine ziemlich kurvenreiche Strecke. Mein Bestreben ist nun nicht, jede Kurve mit der Geschwindigkeit zu nehmen, die sie gerade noch verträgt, sondern so zu fahren, dass ich rechtzeitig bremsen kann, falls nach der Kurve Radlfahrer oder Wanderer auf der Straße unterwegs sind. Oder wenn mir ein Kurvenschneider auf meiner Fahrbahnseite entgegen kommt. Besonders die Straßenmitbewerber im Mühlviertel verstehen das nicht. Die fahren auf eine Art und Weise als ob es geradezu unmöglich wäre, dass außen ihnen noch jemand auf der Straße herumfährt. Auf dieser Strecke gibt es noch viele von der Spezies der Baseballkapperlfahrer, die – insbesondere, wenn sie ein paar Bräute im Auto haben – ihr Auto nicht mit dem Hirn sondern mit Testosteron lenken. Auch wenn sie mit Freunden unterwegs sind dürfen sie nicht auf Weichei machen. Lieber mit ein paar Freunden im Auto einen Frontalcrash bauen als vorsichtig fahren, lautet das Motto.
Auf solch kurzen Strecken ist es unmöglich durchs Schnellfahren Zeit zu sparen. Wenn jemand fünf Minuten hinter mir herfahren muss, dann kommt er vielleicht eine halbe Minute später zum Ziel. Er will einzig und allein nur deshalb schnell fahren, weil ihm das Schnellfahren Spaß macht. Das können wir akzeptieren. Aber genauso möchte ich, dass dann akzeptiert wird, dass ich langsam fahre, weil mir das Langsamfahren Spaß macht.